[Diese beiden Kurztexte sind der Heimat, deren Illusion und deren Sehnsucht gewidmet.]
Die Heimat als Definition
Heimat ist oft im Nachhinein.
Währenddessen ist es ein passives Aushalten von beengenden Verhältnissen.
Später ist es immer ein Daran-Wachsen und nie ein Daran-Zerbrechen.
Ein Leben zwischen Sphären, gewissermassen zwischen Tür und Angel.
Nie hier, nie dort, immer dazwischen.
Die Heimat als Gefühl
Freundeskreise aus der Kindheit
Lösen sich auf im Laufe der Jahre.
Jahreszeiten, Heiterkeiten, depressive Verstimmungen.
Vereinzelt in Städten fiebern alle ihren Schicksalen entgegen.
Hören auf sich. Verwirklichen sich selber.
Es ist das Los von Menschen, die in Agglomerationen aufwachsen.
Dem Zeitgeist leicht hinterherhinkend, stadtorientiert,
aber ein Gerücht geht dann doch schnell herum.
Kleine Fehltritte sind Zündstoff für ein strukturiert geplantes Lauffeuer.
Es bilden sich Gefüge aus Beziehungsgeflechten,
Temporär, auf Zeit.
Wir suchen alle unser Glück.
Irgendwo, aber nicht zu Hause.
Wir verorten alle unsere Probleme im Ursprung,
Suchen irgendetwas, aber nicht die Lösung.
Bei Zusammenkünften fallen sich alle freudig in die Arme,
Tränen befeuchten gelaserte Hornhaut,
Es war doch immer alles so schön, schluchzen wir.
Idealisieren wir.
Bröckelnde Identitäten huldigen vergangene Erinnerungen,
bei denen im verklärten Zustand niemand den giftigen Stachel spürt,
der da in der Herzgegend leise sticht.
Thumbnail-Fotografie: Lucie Badenhorst
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